Paul wartet mit seiner Fußballtasche am Straßenrand. Ungeduldig kickt er Steinchen vom Bürgersteig. Endlich taucht am Ende der Straße der klapprige Kombi von Herrn Funke auf. Quietschend stoppt das Auto, Pauls Trainer springt heraus und öffnet den Kofferraum. Das Netz mit zehn Fußbällen, ein Spaten voller Erdklumpen, zwei leere Wasserkästen und eine Fußballtasche purzeln durcheinander. Paul zögert.
„Schmeiß rein!“, ermuntert ihn Herr Funke. „Unser Spiel beginnt bald!“
„Bei meinem Papa geht der Kofferraum von alleine auf“, sagt Paul und starrt auf das Durcheinander.
„Und wandert bei deinem Papa die Tasche auch von alleine in den Kofferraum?“, fragt Herr Funke.
„Nein, nein“, sagt Paul schnell und legt die Tasche auf das Ballnetz. Dann öffnet er die quietschende Tür, fegt eine Ladung Krümel von der Sitzerhöhung und schnallt sich an.
„Na, fit fürs Spiel?“, fragt Ben von der anderen Seite der Rückbank.
„Klar“, sagt Paul und schaut sich um. „Habt ihr keinen Fernseher im Auto?“
„Nein, weder Fernseher noch Kühlschrank, noch nicht mal ein Bügeleisen“, sagt Herr Funke und fährt los.
„Ein Kühlschrank wäre aber wirklich cool, Papa!“, sagt Ben.
„Bei unserem Auto gibt es sogar Leselicht für die Rückbank.“ Paul zeigt auf die nackte Stelle über sich.
„Unser Auto hat gar kein Licht. Wenn’s dunkel wird, zünden wir Kerzen an“, sagt Ben.
„Ach, Quatsch!“, protestiert Paul.
„Doch, doch“, bestätigt Herr Funke, „nur die Kerzen in den Frontscheinwerfern machen immer Ärger. Der Fahrtwind bläst sie aus und dann sehe ich nichts mehr!“
„Das ist doch gar nicht erlaubt“, protestiert Paul. Plötzlich beginnt er zu lachen.
„Aus welchem Museum habt ihr denn das Radio? Das ist ja noch für Kassetten!“
„Leider geht es schon seit fünfzig Jahren nicht mehr.“ Herr Funke zieht die Schultern hoch und lächelt entschuldigend in den Rückspiegel. „Dafür habe ich immer eine Blockflöte im Handschuhfach. Wenn ich ein bisschen Musik brauche, hole ich halt die Tröte raus.“
„Eine Flöte und Kerzen als Scheinwerfer, nee, ihr veräppelt mich doch!“, sagt Paul. „Aber ein eingebautes Navi und eine Freisprechanlage fürs Handy habt ihr jetzt wirklich nicht!“
„Brauchen wir auch nicht. Wir haben immer eine Brieftaube dabei. Wenn wir jemandem eine SMS schicken wollen, startet Gertrud, die Taube.“ Herr Funke zieht die Augenbrauen hoch und nickt bedächtig. „Wir haben zwei Tauben. Gertrud, die Taube und Hilde, die Blinde. Leider verfliegt sich Hilde andauernd!“ Ben sieht, dass sein Vater fast platzt vor Lachen.
„Einen Blinker hat die Karre auch nicht. Man muss den Arm da aus dem Fenster strecken, wohin man abbiegen möchte“, sagt Ben.
„Das stimmt leider, und für das Rechtsabbiegen muss man ganz schön gelenkig sein, wenn man alleine fährt“, sagt Herr Funke.
„Blödsinn, ich seh‘ doch den Blinker am Lenkrad!“ Paul zeigt nach vorne.
„Ach, du meinst den Hebel für die Landeklappen?“, fragt Herr Funke.
„Als ob euer Auto fliegen könnte. Höchstens auseinander fliegen.“ Paul lacht. „Das Auto von meinem Papa hat 280 PS. Das kann wirklich fast fliegen.“ Stolz reckt er die Nase in die Luft.
„Und warum fährt dein Papa mit seinem Superauto nie zu einem Spiel von unserer Mannschaft mit?“, fragt Ben.
„Na, der muss doch immer arbeiten“, erklärt Paul. „Wie soll er sonst das teure Auto bezahlen?“
„Ach so“, sagt Herr Funke, dann schweigen alle.
„Ich war ja immer neidisch auf euer Auto“, gesteht Ben an der nächsten Ampel, „aber dann sitze ich doch lieber in einer Schrottkiste.“
Illustration: Doris Martin – doris.martin@mail.de