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Hugo Hai sucht einen Schatz

Illustration: Darja Molinaro (Danke, liebe Darja, für die wirklich tollen Bilder!!!)

Hugo Hai lebt an einem Korallenriff. Der kleine Riffhai ist so lang wie sechs Milchkartons hintereinander.
Alle Riffhaie fressen Fische. Nur Hugo Hai nicht. Er frisst lieber Seegurken und Seegras.

Alle Riffhaie haben einen weißen Fleck auf der oberen Flossenspitze. Nur Hugo Hai nicht.
Sein Fleck ist grün. Die anderen Riffhaie finden Hugo Hai komisch. Keiner will mit ihm spielen.

Traurig schwimmt der kleine Hai alleine umher. Da trifft er Napoleon, den Kaiserfisch. Der ist nur halb so groß wie ein Milchkarton.
„Wollen wir einen Piratenschatz suchen?“, fragt Hugo Hai.
„Na klar!“, ruft Napoleon begeistert. „Wo wollen wir suchen?“
„Weit draußen im tiefen Meer!“, antwortet Hugo Hai.

Die beiden schwimmen los. Nach vielen, vielen Flossenschlägen schaut der kleine Kaiserfisch zurück.
Er kann das Riff nicht mehr sehen. So weit draußen im Meer war er noch nie.
„Hast du Angst?“, fragt Hugo Hai.
„Nein, du bist doch bei mir!“, antwortet Napoleon.

„Da unten!“, ruft Hugo Hai plötzlich. „Das alte Piratenschiff!“
Sofort tauchen beide ab. Hugo Hai sucht in der Kapitänskajüte nach dem Schatz. Napoleon schwimmt durch das alte Steuerrad und rutscht ein Kanonenrohr runter. Dann schaukelt er in der zerfetzten Piratenflagge wie in einer Hängematte.

Plötzlich schwimmen Hammerhaie über dem versunkenen Piratenschiff. Hammerhaie fressen alles, aber Kaiserfische sind ihre Lieblingsspeise. Napoleon ist so in die Schatzsuche vertieft, dass er die Gefahr nicht bemerkt. Hugo Hai will ihn warnen. Vor Schreck bringt er aber kein Wort heraus.

Immer enger kreisen die Hammerhaie um Napoleon. Gleich werden sie ihn fressen. Da schießt Hugo Hai auf Napoleon zu und verschluckt ihn. Die Hammerhaie sind wütend. Hugo hat ihnen das Mittagessen wegschnappt. Sie rufen:
„Na warte, Hugo, warte,
jetzt stehst auch du auf unsrer Speisekarte!“

 Der kleine Riffhai will aber nicht gefressen werden. Schon gar nicht mit Napoleon im Maul! Das Kanonenrohr könnte ihn retten! Hugo Hai stürzt sich mit wilden Flossenschlägen in das Rohr.

Zornig donnern die Hammerhaie mit ihren Köpfen gegen das Rohr. Immer und immer wieder. Hugo Hai wird mächtig durchgeschüttelt.
Vorsichtig späht der kleine Hai aus seinem Versteck. Die Köpfe der Hammerhaie sind dicker als das Kanonenrohr. Hier ist er in Sicherheit vor den Räubern.

Plötzlich explodiert die alte Piratenkanone mit Getöse. Eine Kugel zischt heraus. Auf ihr sitzt Hugo Hai. Mit seinen Flossen klammert er sich an die Kugel und saust so bis zum Korallenriff! Die Hammerhaie donnern mit grimmigen Gesichtern hinterher.

Hugo Hai und die anderen Riffbewohner verstecken sich blitzschnell zwischen den Korallen. Schon sind die Jäger da! In rasender Wut versuchen die Hammerhaie ihre Beute zwischen den Korallen zu schnappen. Statt eines Mittagessens holen sie sich aber nur blutige Nasen ab. Hungrig schwimmen sie in den weiten Ozean zurück.

Hugo Hai spuckt Napoleon vorsichtig wieder aus.
„Du fieser, doofer Hai. Lockst mich zum Piratenschiff, um mich dort in Ruhe aufzufressen!“, schimpft Napoleon.
„Aber ich, ich wollte dich doch nur…,“ stammelt Hugo Hai.
„Fressen, genau das wolltest du!“, fällt ihm Napoleon ins Wort. „Jetzt weiß ich, warum keiner mit dir spielen will!“

Napoleon schwimmt zu den anderen Kaiserfischen. Die reden alle aufgeregt durcheinander.
„Schnell wie das Sonnenlicht ist Hugo Hai auf der Kanonenkugel geritten!“, sagt der älteste Kaiserfisch.
„Hundert hungrige Hammerhaie haben ihn verfolgt!“, staunt der jüngste Kaiserfisch..
„Wartet mal,“ unterbricht sie Napoleon, „dann wollte mich Hugo Hai gar nicht fressen?“
„Natürlich nicht! Er wollte dich retten! Sonst hätte er dich doch nicht wieder ausgespuckt!“, erklärt der älteste Kaiserfisch.

Napoleon schwimmt zu Hugo Hai.
„Du wolltest mich wirklich nur beschützen?“, fragt Napoleon.
„Ich wollte dich warnen. Aber ich war stumm vor Angst um dich. Da musste ich dich leider verschlucken,“ antwortet der kleine Riffhai.
„Danke,“ sagt Napoleon leise
„Nichts zu danken. Ich hab dich doch zum Fressen gern!“
Napoleon schaut Hugo Hai entsetzt an.
„Keine Angst“, beruhigt ihn Hugo Hai, „das sagt man doch nur so.“
Er stupst Napoleon zärtlich mit der Nase.

„Das Piratenschiff haben wir gefunden. Den Schatz leider noch nicht“, sagt Hugo Hai.
„Ich habe einen Schatz gefunden!“, sagt Napoleon und strahlt vor Freude.
„Wie denn? Wo denn? Was denn?“ Hugo Hai ist ganz aufgeregt.
„Dich! Du bist doch jetzt mein Freund!“, sagt Napoleon.
Hugo Hai ist schon wieder stumm. Diesmal vor Freude.
Er schluckt gerührt und fragt „Wollen wir auch noch den Piratenschatz finden?“
„Na klar, am besten sofort!“, ruft Napoleon begeistert.

Die beiden Freunde schwimmen los.

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3 thoughts on “Hugo Hai sucht einen Schatz

  1. Werner Alfons Stahl

    Die Geschichte ist amüsant, in einer einfachen, bildhaften Sprache geschrieben und gut vorlesbar. Ideal für Vorleser – egal ob Leseonkel oder -tanten.
    Manchmal ist halt nicht immer alles perfekt, machmal kann sogar
    vor lauter Angst nicht reden. Was tun? Die Lösung liegt so nah und macht Mut.
    Lieber Andreas als Gelegenheitsvorleser, ob im privaten Bereich, in Schulen oder öfters mal in der Stadtbücherei, der vor nichts halt macht, von Deinen Geschichten lass ich die Vorlesefinger. Die musst du unbedingt selbst nach außen tragen. liebe Grüße ^^Werner

  2. Haarmoni

    Wieder eine sehr lehrreiche, schön beschriebene Geschichte. Wäre schön gewesen, wenn es solche Geschichten schon in meiner Kindheit gegeben hätte ?

  3. Monika

    Die Geschichte ist kurz und geeignet für Erstklässler die Bilder sind sehr schön man sieht das der/die Illustrator/in sich große Mühe gegeben hat.??????

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